Pfingsten dieses Jahr ging es für unseren Stamm nicht auf die traditionelle Pfingstfahrt ins Brexbachtal bei Koblenz, wie sonst fast jedes Jahr. Denn dieses Jahr fand das vom VCP Landesverband Nordrhein organisierte Landespringstlager statt. Am langen Wochenende vom 13. bis 16. Mai ging es dafür ins bei Remscheid gelegene Osminghausen, wo das Kurt-Henscher-Haus des VCP Nordrhein ist. Das ist ein Selbstversorgerhaus, wo beispielsweise auch die Leiterausbildungs-Kurse, die Outdoor Erste-Hilfe-Kurse und der Pfadicup stattfinden. Auf einer Wiese bei dem Haus schlugen die zehn teilnehmenden Stämme aus dem VCP Nordrhein ihre Kothen und Jurthen auf.
Da es für das ganze Lager eine (hervorragende) Zentralverpflegung gab, trafen sich anschließend alle Stämme unter einer großen Zeltkonstruktion aus Jurthendächern zum gemeinsamen Abendessen.
Der Abend klang nach einigen begrüßenden Worten in unserer Jurthe aus. Denn auch wenn wir an diesem Wochenende leider kein Feuer in der Jurthe machen durften, zum Schutz der Weide, auf der die Zelte standen, schafften wir mit vielen Kerzen und Laternen eine gemütliche Atmosphäre in unserer Jurthe. Auch zwischen den Zelten war eine sehr angenehme Stimmung, da mit einsetzender Dunkelheit überall Laternen entzündet wurden, die den Zeltplatz in wohlig-warmes Licht tauchten.
In einem schön dekorierten, großzügigen Aufenthaltszelt konnte man sich zum Austausch mit anderen Pfadfindern treffen, zum knüpfen neuer Freundschaften oder zum auffrischen alter Freundschaften.
Der nächste Morgen erwartete uns mit einem gemeinsamen Frühstück, mit eisiger Kälte aber auch mit sehr viel aufregendem Programm.Das Landes-Pfingst-Lager 2016 stand nämlich unter dem Motto: „Nordrhein geht auf die Walz“ und beschäftigte sich damit mit der handwerklichen Vergangenheit unserer Heimat.Samstag wurden wir gemäß dieses Mottos zu Handwerksgesellen. Dies geschah in Form von Workshops, die von den Stämmen angeboten wurden und von den Wölflinge bis zu den Rangern und Rovern besucht werden konnten. Das vielseitige Angebot reichte vom Buntglasfenster-Löten über Glasperlenziehen, den Bau eines Insektenhotels bis zum Henna-Tatoo-Studio wo man sich die Hände und Arme mit kunstvollen Mustern verzieren konnte.
Angelehnt an die Vergangenheit Wuppertals als Zentrum der Textilindustrie in Deutschland fand in unserer Jurthe fand im Schutz vor der Kälte und wieder bei gemütlichem Kerzenschein ein Näh-Workshop statt.Kinder von der Wölflingsstufe aufwärts konnten bei uns ihre eigenen Beutel, etwa für Essgeschirr, Trinkflaschen, oder für ihre Handys (die während der Fahrt natürlich wie immer ausgeschaltet waren) nähen.
Zu Mittag gab es von der Küche eine besondere Überraschung: uns wurde eine traditionelle bergische Kaffeetafel serviert. von herzhaften Schwarzbroten mit Schinken oder Käse, über Marmeladenbrote bis zur süßen Waffel mit Kirschen und Schlagsahne war alles dabei, was traditionell dazu gehört, begleitet von heißem Kakao, Kaffee oder Tee.
Gut gesättigt verbrachten wir den Nachmittag mit einer weiteren Runde Workshops, so hatte jeder die Möglichkeit, an zwei Workshops teilzunehmen, oder einen Workshop anzubieten und dann am Nachmittag trotzdem noch einen anderen Workshop zu besuchen.
Den Abend verbrachten die Stämme für sich, bei uns gab es zwei Aufnahmen und eine anschließende Singerunde mit Tschai.
[Fotos von der Aufnahme – von Oli]
Der Sonntag begrüßte uns wieder mit eisigen Temperaturen aber auch wieder mit einer Menge Programm. Wir sollten nun vom Gesellen zum Meister ausgebildet werden.
Nach einer Großen Runde mit gemeinsamen Spielen auf der großen Wiese ging es dem Motto entsprechend hierfür „Auf die Walz“.
In kleinen Gruppen, gemischt aus allen Altersstufen und den verschiedenen Stämmen, zogen wir los um in der weiten Welt um Osminghausen neue handwerkliche Fähigkeiten zu erlernen. Wir halfen einem Jäger bei der Büffeljagd, besuchten eine Färberei, erlernten das Schuhmacherhandwerk und das Handwerk des Steinmetzes, waren Montagsmaler und Rätsellöser und gingen sogar ins Kasino…
Das Abendessen aus Kartoffelpürree, Rotkohl und Sauerbraten(!) – wohlgemerkt von (ehemals) glücklichen Tieren aus der Umgebung war definitiv ein kulinarisches Highlight der Fahrt.
Nach einigen sehr spaßigen gemeinsamen Gruppenspielen auf der großen Wiese beim Kurt-Hensche-Haus ging es ans Abendprogramm.
Unsere Walz musste natürlich noch gefeiert werden und dies geschah durch die Verleihung des Meistertitels an alle Teilnehmer des Lagers. Zusätzlich zum Lager-Aufnäher erhielten alle einen Meister-Aufnäher, als Lohn für unsere Anstrengungen auf dem Weg zum Meistertitel.
Schließlich gab es sogar noch ein sektähnliches Getränk (non-alkoholisch) zum Anstoßen und ein großes Feuerwerk.
Auch wenn das für unser Verständnis vom Pfadfinden eher ungewohnt, wenn nicht sogar abstoßend war, war es dennoch ein besonderer Abschluss des ereignisreichen Tages und des letzten Abends der Fahrt.
Und dann kam auch schon der Abreisetag. Trotz der miesesten Wettervorhersagen blieb es das Wochenende über fast durchgehend trocken und wir schafften es gemeinsam, die Zelte schnell und vor Allem im Trockenen Abzubauen.
Den Abschluss des Lagers bildete ein Pfingstgottesdienst, der von der Landesjugendpfarrerin der evangelischen Kirche im Rheinland gehalten wurde. Passend zum Thema „Auf der Walz“ ging es um die Wanderschaft und Gepäck im eigentlichen Sinne, und im übertragenen Sinne. Der Weg durchs Leben wurde genauso Thematisiert wie das „Gepäck“, was uns für unser Leben wichtig ist, was uns immer begleiten soll.Der Gottesdienst war sehr stimmungsvoll gesteltet und bunt durchmischt mit Gesang, Gebeten und mit Teilen zum mitmachen. In kleinen Gruppen wurde „ich packe meinen Koffer“ gespielt und wir haben so für uns überlegt, was uns wichtig ist, was wir in unserem symbolischen Rucksack durchs Leben nehmen wollen. Freundschaft? Offenheit? Den Mut zur Lücke? Neugier?
Mit diesen Gedanken und gefüllt von schönen Eindrücken des Landespfingstlagers 2016 ging es für uns wieder nach Hause ins bekannte Wuppertal, in den gewohnten Alltag. Jedoch nicht ohne ein Stück des Pfingstlagers mit in uns nach Hause zu nehmen.